Jetzt solls wieder «so rechtig tschädere»
Die Fasnachtseröffnung am 6. Januar: Was anfangs verhalten, feierlich und zurückhaltend begann, endete in ausgelassenem närrischen Treiben. Ein gutes Omen für die fünfte Jahreszeit, in der es der Zunftmeister «weder so rechtig lo tschädere» lassen will.
Freitag, 18.50 Uhr, Postplatz-Untertor. Einzelne Posaunenschränzer und Sousafonbrummer tönen in den konfettigeschmückten Nachthimmel. Nervöses Warten auf den Beginn des Einzugs macht sich breit. Und dann der schaurige Eröffnungsknall. Los gehts wie im Drehbuch festgehalten. Mit den jubilierenden «Let's Fetz» (30 Jahre), gefolgt von der kaffeeverteilenden «Güggali-Zunft», den «Ringligüüssern» und den «Wegere Güüssern» mit schaurig schönen Stücken. Die «Wöschwyber» schwenken die Wäsche, die «Schlössliruugger» schränzen, was das Zeug hält, die Enzilochmannen chreesen daher, während das gfürchige Stadttier und dessen Wächter dem Zunftmeisterpaar Anita und Rainer Thüer mit den Zünftigen und Gesellen den Weg bahnt. Den Abschluss des farbenprächtigen Korsos bilden die «Cityschränzern Gättnou», den «Moorsträggele» und schliesslich den virtuos aufspielenden «Napfruugger». Dies alles vor einem vielhundertköpfigen Publikum, das beim Kirchenplatz mitklatschend und -fiebernd das närrische Geschehen verfolgt.
Vom Fasnachtsvirus infiziert
Dem mächtigen Monsterkonzert aller Guuggen unter Tambour Adriana Hügi schliesst sich der Hauptpunkt des Abends an: Die feierliche Inthronisation des Karnöffel-Zunftmeisters Rainer Thüer durch Zunftpräsident Franz Gehrig, übergehend in die Ansprache des Fasnachtsregenten 2023/2024. Er fühle sich geehrt und freue sich rüüdig auf die zwei kommenden Jahre, ruft Thüer einleitend aus. Das Fasnachtsvirus habe er von seinen Eltern geerbt. Sein Werdegang in der Zunft (Enzilochmann, Zunftgeselle, Zunftrat, Zeremonienmeister, Weibel) wurde mit der Wahl zum Meister am 29. Oktober des vergangenen Jahres gekrönt. In der Vorfasnacht habe er «viele wunderbare Termine» wahrnehmen und bei allen Guuggenmusigen bei den Proben reinschauen können. Das sei «huere geil und ganz verreckt» gewesen. Der Zunftmeister dankt unter Applaus des Publikums für «die grossartige Arbeit der Guuggenmusigen».
Auf die kommenden Fasnachtsaktivitäten zu sprechen kommend, wird der Redner laut: Die Zeiten der käferbedingten Einschränkungen seien vorbei: «Wir können wieder aus dem Vollen schöpfen, die Alltagssorgen beiseiteschieben, die Probleme ins ‹Guugger-Loch› verbannen, zusammen ausgelassen feiern und positive Erinnerungen schaffen.» Die Fasnachtszeit sei wichtiges Kulturgut und bringe die Menschen zusammen. «Das ist einfach nur wunderbar», hält Thüer begeistert fest und leitet über zum heurigen Fasnachtsmotto: «Jetz löhnd mir's weder so rechtig lo tschädere». In diesem Sinne eröffnet er die Fasnacht 2023 und wünscht allen eine «rüüdig verreckte Fasnachtsziit».
Jubilierende Guugger und ein neues Zunftmitglied
Im Anschluss stellt Speaker Marc Lustenberger die jubilierenden «Let's Fetz» (30 Jahre) vor und gratuliert der 30-köpfigen Formation unter Tambine Adriana Hügi und Präsident Alexander Kathol unter grossem Applaus der fasnächtlich Versammelten. Unter diesen befindet sich auch Reto Mehr. Ein dreifaches Gelöbnis abgegeben, wird er in die Karnöffelzunft aufgenommen. Mit Gian Wyss und Jeremias Müller können auch zwei neue Gesellen begrüsst und zum Gelöbnis gebeten werden. Zum Abschluss lassen fetzige Guuggerklänge den Kirchenplatz erbeben.
Text by Klaus Marti (Willisauer Bote) / Fotos by studifoto
Die Eröffnungsrede von Zunftmeister Rainer Thüer im Original-Wortlaut ganz am Ende dieses Blog-Posts
Video von Klaus Marti - Willisauer Bote
Die Eröffnungsrede von Zunftmeister Rainer Thüer:
Liebe Freunde der Willisauer Fasnacht
Mit grosser Freude nehme ich die Wahl zum Zunftmeister an. Für Anita und mich ist dies eine grosse Ehre. Herzlichen Dank. Wir freuen uns «rüüdig» auf die 2 Jahre, die da nun kommen.
Die Tradition Fasnacht wurde in unseren Familien unterschiedlich gelebt. Aber besonders meine Eltern waren begeisterte Fasnächtler und haben mir diesen Fasnachts-Spiritus infiziert.
1979 wurde ich Enzilochmann. Damals waren die EM’s noch nicht in der Zunft. Erst im Laufe der Zeit wurden die «Röpple» in der Zunft integriert und ich kam 1993 als Zunftgeselle zur Karnöffelzunft.
Als aktiver und als begeisterter Fasnächtler wurde ich 2015 in den Zunftrat gewählt, wo ich zuerst das Amt des Zeremonienmeisters ausübte und dann als Weibel amtete.
Am 29. Oktober 2022 wurde ich am Herbstbot der Karnöffelzunft zum Zunftmeister gewählt. Daher konnte ich bereits in der Vorfasnacht viele wunderbare Termine wahrnehmen.
Ich durfte bei allen Guggenmusiken die hier sind eine Probe besuchen und es war einfach nur herrlich zu sehen, mit welchem Enthusiasmus hier gearbeitet wird.
Man bedenke, dass neben dem Proben
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neue Stücke geschrieben werden müssen
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jedes Jahr ein neues Gewand, Grind und Schmink-Konzept gemacht werden
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Teilnahme an Anlässe (Transport, Verpflegung und Übernachtung)
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Organisation der Anlässe, welche die Guggenmusiken selbst auf die Beine stellen
An dieser Stelle ein Herzliches Dankeschön an die Guggenmusiken und deren grossartige Arbeit, was sicher ein Applaus wert ist.
Wie ihr sicher auch schon bemerkt habt, wurde die Weihnachtsbeleuchtung mit der Fasnachts- respektive mit der Konfetti Dekoration schon am 3. Januar ersetzt.
Am Sonntag, 2.1.23 durfte ich beim «Chreesen» der Enzilochmannen Gewänder dabei sein. Emsig haben da alt und jung zusammen gearbeitet.
Die Truppe besteht nun aus Stadttier und Wächter sowie 10 Zünftler-EM’s und 12 Kinder EM’s. Das erste Mal mehr Kinder EM’s in der Geschichte der Zunft. Fantastisch, dass wir einen solch stolzen Nachwuchs haben.
Herzlichen Dank auch an René und Claudia Kurmann, welche die Infrastruktur in der Olisrüti zur Verfügung stellten.
Neben diesen Arbeiten ist die Zunft natürlich schon seit geraumer Zeit am Vorbereiten der Fasnacht 2023. Das Programm werde ich euch noch vorstellen.
Auch hier ein herzliches Dankeschön an die Zunftkollegen, welche mit voller Motivation an der Arbeit sind.
Zur Fasnacht 2023
Käfer bedingt hatte die Fasnacht in den vergangenen Jahren ein paar Einschränkungen erlitten und wir konnten nie mehr so richtig feiern.
Aber diese Zeiten sind nun «verbii» und wir können wieder aus dem vollen Schöpfen und darauf freuen wir uns alle rüüdig.
Wieder einmal weg von den Alltagssorgen bei Seite schieben und die Probleme, wo wir haben für kurze Zeit ins «Gugger-Loch» verbannen.
Zusammen und ausgelassen die Fröhlichkeit geniessen und so positive Erinnerungen schaffen, über welche wir noch jahrelang berichten können.
Die Fasnachtszeit ist ein wichtiges Kulturgut und bringt die Fasnachts begeisterte Gemeinde jedes Jahr erneut zusammen. Das ist einfach nur wunderbar.
Daher auch das Motto für diese Fasnacht «Jetzt löhnd mir’s wieder so richtig lo tschädere»
In diesem Sinne die Fasnacht 2023 somit eröffnet und ich wünsche euch eine «rüüdig verreckte Fasnachtsziit»
Text by Zunftmeister Rainer Thüer
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